Schloss Hirschstein - Perle an der Elbe

Wappen in der Eingangshalle

Im offenen „Auge“ des Treppenhauses befinden sich mehrere Wappen- und Inschriftensteine, die über die Baugeschichte des Schlosses  berichten. Sie sind von anderen Orten an diese Stelle gebracht worden – gleichsam als Denkmal der Schlossgeschichte. Der unterste Inschriftenstein erinnert daran, dass Christoph von Felgenhauer, Kammerrat des Kurfürsten Johann Georgs I. von Sachsen, 1628 die Herrschaft Hirschstein erwarb und dass sein gleichnamiger Sohn, verheiratet mit Rosina von Seydewitz, 1637 den Überfall der Schweden erlebte, bei dem das Schloss niedergebrannt wurde. Die beiden darüber angebrachten Wappen sind vermutlich älter  als der Inschriftenstein. Sie beziehen sich  auf Christoph von Felgenhauer den Älteren und seine Frau Magdalena, geborene Palmer.


Während er ein Wappen führte, dass drei silberne Radfelgen auf rotem Grund zeigt, stammte seine Frau aus einer bürgerlichen Familie. Ihr Wappen, das erst nach der Nobilitierung ihres Mannes "erfunden" wurde, enthält vermutlich eine Hausmarke. Die Familie von Felgenhauer saß über vier Generationen auf Hirschstein. Unter ihrer Herrschaft ist das Schloss so aufgebaut worden, wie wir es heute kennen, woran Inschrift und Wappen erinnern sollen. Christoph Heinrich von Felgenhauer musste den Besitz 1712 verkaufen. Das Allianzwappen darüber erinnert an die nächste wichtige Besitzerfamilie. 1721 kaufte Johann Adolph von Loß das Rittergut Hirschstein. Er war königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Kabinettminister und Geheimer Rat unter August dem Starken – und dazu mit einer der hübschesten Frauen am Dresdner Hof verheiratet, nämlich mit Erdmuthe Sophie von Dieskau. Der Wappenstein enthält die beiden Wappen von Loß und von Dieskau sowie die Jahreszahl 1721, die auf den Besitzerwerb hinweist. Das rechte Wappen ist deshalb von herausragendem Interesse, weil es sich auf die vorletzte offizielle Mätresse Augusts des Starken bezieht. Ja, Sie lesen es richtig: Erdmuthe Sophie von Loß war, obwohl verheiratet, die Geliebte Augusts des Starken. Leider ist ihre Lebensgeschichte bisher nicht erforscht, auch in Hirschstein weiß man kaum etwas über sie. 1741 wurde die Familie von Loß auf Hirschstein in den Grafenstand erhoben. Die Familie von Loß ist ebenso wie die Familie von Felgenhauer in männlicher Linie erloschen. Eine Tochter des letzten Grafen von Loß, Auguste, heiratete Wilhelm Bogislav von Kleist, der 1823 den  Familiennamen „Graf Kleist vom Loß“ annahm. Er und seine Nachfahren erbten das Schloss Hirschstein. Die obere Inschriftentafel nennt nur die Jahreszahl 1862, eingebettet in ein steinernes Schriftband. Das bezieht sich auf Bogislav Graf Kleist vom Loß, der offenbar in diesem Jahr das Treppenhaus umbauen ließ. 1892 endete die Ära der Grafen Kleist vom Loß, weil das Rittergut an einen reichen Fabrikanten verkauft wurde. Damit ging die adlige Besitzergeschichte zu Ende – nicht aber die spannende Geschichte von Schloss Hirschstein. Denn das Treppenhaus, das es zu restaurieren gilt, benutzte auch die belgische Königsfamilie, die hier 1944/45 unter Bewachung durch die SS interniert war. Wie die aktuelle Aufnahme zeigt, sind die Wappen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit Ölfarbe überstrichen worden. So ist ein dickes und unansehnliches Farbpaket entstanden. Mit der Restaurierung des Treppenhauses sollen die Farbschichten abgenommen und die ursprüngliche Fassung wiederhergestellt werden.